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    Wie laut sind Wärmepumpen wirklich?

    Die Ruhe ist vorbei: Wenn sich Nachbarn eine Wärmepumpe anschaffen, packt viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer die Angst. Doch sind Wärmepumpen tatsächlich so laut, wie oft angenommen wird? Nein, sagt Expertin Imke Strasburger, Produktmanagerin für Energiedienstleistungen bei EWE. Im Interview mit hallonachbar.de erklärt sie, wie unsere Sinne uns manchmal täuschen können – und wie leise Wärmepumpen wirklich sind.

    © 2024 StockMediaSeller/Shutterstock

    Stellen Sie sich vor, Sie kommen von der Arbeit nach Hause, machen es sich in Ihrem Lieblingssessel gemütlich und tauschen sich mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner über die Ereignisse des Tages aus. Schnell ist ein Schallpegel von 60 Dezibel (dB) erreicht. Damit sind Sie mindestens genauso laut wie eine Wärmepumpe.

    Lärmgrenzwerte bestimmen: Wie laut eine Wärmepumpe sein darf

    Wärmepumpen sind ausgeklügelte und energieeffiziente Heizsysteme, die nicht nur in Neubauten, sondern auch für Altbausanierungen  eine ausgezeichnete Wahl sind. Natürlich verursachen z. B. Luftwärmepumpen dabei Geräusche, aber in den vergangenen Jahren hat sich die Technologie deutlich entwickelt. „Viele Wärmepumpen sind im Vergleich zu früher wesentlich leiser“, sagt Imke Strasburger, EWE-Produktmanagerin für Energiedienstleistungen. Zudem dürfen die Anlagen per Gesetz bestimmte Lärmgrenzwerte nicht überschreiten. Wie laut eine Wärmepumpe also tatsächlich sein darf, hängt von der Tageszeit und davon ab, wo sie aufgestellt sind.

    • Reine Wohngebiete: In Siedlungen, die ausschließlich dem Wohnen vorbehalten sind, liegen die Richtwerte am Tag (6 bis 22 Uhr) bei 50 db und in der Nacht (22 bis 6 Uhr) bei 35 dB.
    • Allgemeine Wohngebiete: In Gegenden, die vorrangig zum Wohnen dienen, in denen aber auch weitere Einrichtungen wie Kitas, Geschäfte oder Gastronomiebetriebe angesiedelt sind, darf tagsüber eine Lautstärke von maximal 55 dB und in der Nacht von höchstens 40 dB erreicht werden.
    • Mischgebiete: Hier ansässige gewerbetreibende Betriebe dürfen die genannten Grenzen überschreiten. Die zulässige Lärmbelastung liegt bei 60 dB am Tag und 45 dB in der Nacht.

    Nur in reinen Industriegebieten dürfen die Pumpen um weitere 5 dB darüber liegen. Und in der Nacht sind die umweltfreundlichen Heizsysteme sogar noch viel leiser. „35 dB sind leiser als Vogelgezwitscher“, so Strasburger. „Zum Vergleich: Normaler Straßenlärm verursacht Lautstärken zwischen 70 bis 80 dB. Viele Menschen wohnen an befahrenen Straßen und kommen dennoch nachts zur Ruhe.“

    Lautstärke von Wärmepumpen: Das Auge hört mit

    Trotzdem werden gerade Luftwärmepumpen häufig mit Krach und Lärm in Verbindung gebracht. Die Ursache für diese Wahrnehmung sei jedoch nicht allein die tatsächliche Lautstärke der Geräte, sondern auch deren Optik, erklärt die EWE-Expertin: „Generell gibt es zwei Bestandteile von Wärmepumpen, die Geräusche verursachen: der Kompressor und der Ventilator. Das Problem bei den Ventilatoren ist, dass man sieht, wie sie sich drehen. Dadurch, dass wir die Drehbewegung sehen können, signalisiert uns unser Gehirn automatisch, dass man sie auch hört.“

    Aus diesem Grund haben sich einige Hersteller dazu entschieden, die Ventilatoren der Geräte optisch zu verstecken, etwa hinter einer Verkleidung. „Dadurch wird das menschliche Gehirn ausgetrickst und die Wärmepumpe erscheint uns leiser“, sagt Strasburger.

    Woran erkenne ich beim Kauf die Lautstärke einer Wärmepumpe?

    Achten Sie beim Kauf einer Wärmepumpe auf den sogenannten „Schallleistungspegel“ in den technischen Daten des Geräts und vergleichen Sie verschiedene Modelle miteinander. Alle förderfähigen Wärmepumpen erfüllen die strengen Vorgaben der Ökodesignrichtlinie der EU, in der Schallemissionen geregelt werden.

    Diese Faktoren beeinflussen die Lautstärke von Wärmepumpen zusätzlich

    Rein technisch haben verschiedene Faktoren Einfluss darauf, wie laut eine Wärmepumpe ist. Dies betrifft zum einen die Wärmepumpenart und ihre Bauweise an sich, aber auch äußere Einflüsse wie etwa den Aufstellort des Gerätes.

    • Wärmepumpentyp: Aufgrund ihrer vergleichsweise günstigen Installation zählen Luftwärmepumpen zu den beliebtesten Modellen. Anders als Erdwärme- oder Wasser-Wasser-Pumpen stehen sie jedoch für gewöhnlich im Außenbereich, und sind darum am ehesten zu hören.
    • Aufstellort: Es ist ratsam, die Wärmepumpe nicht unmittelbar an Wänden oder ähnlichen Oberflächen zu platzieren, idealerweise 30 bis 50 Zentimeter entfernt von Hauswänden.

    Drei Tipps: Geräusche von Wärmepumpen auf ein Mindestmaß minimieren

    Wem die genannten Maßnahmen nicht ausreichen, der kann die Lautstärke der eigenen Wärmepumpe noch weiter eindämmen:

    • Schallschutzhaube installieren: Speziell für Wärmepumpen angefertigte Schallschutzhauben sind in der Regel aus schalldämmendem Material gefertigt und sorgen dafür, dass die Geräusche nicht in die Umgebung gelangen. Sie können die gefühlte Lautstärke einer Wärmepumpe um weitere 10 dB oder mehr reduzieren. Die Kosten liegen im Schnitt bei 1.500 bis 2.000 Euro.
    • Hecken und Schutzwände nutzen: Immergrüne Hecken mit dichtem Blattwerk absorbieren Schall und mindern somit die Lautstärke. Bonus: Die natürlichen Barrieren sind nicht nur praktisch, sondern verbessern auch die Optik eines jeden Gartens.
    • Silent Modus aktivieren: Um die Grenzwerte einhalten zu können, verfügen moderne Wärmepumpen über einen sogenannten Night Modus oder Silent Modus, der die Drehzahl der Ventilatoren reduziert. Diesen können Sie bei Bedarf zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr einschalten.
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