Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist ein beliebtes Modell, das auch von EWE vertrieben wird. Wie kann ich als Verbraucher den Stromverbrauch dafür berechnen?
Ronald Gerber: Wer über die Anschaffung einer Wärmepumpe nachdenkt, muss zunächst wissen, wie hoch der bisherige Verbrauch bei seiner Gas-, Strom- oder Ölheizung ist. Das ist der erste Indikator für die Entscheidungsfindung. Im EWE-Heimatmarkt zwischen Ems, Weser und Elbe sowie in Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns gibt es in Einfamilienhäusern einen durchschnittlichen Gasverbrauch von etwa 22.000 bis 23.000 Kilowattstunden jährlich. Wenn ich wissen möchte, wie hoch der Stromverbrauch einer Wärmepumpe ist, teile ich die Zahl meines Gasverbrauchs durch die sogenannte Jahresarbeitszahl, kurz „JAZ“ genannt. Diese beschreibt die Effektivität der Wärmepumpe. Mit anderen Worten: Wie viel thermische Energie erzeuge ich mit einer eingesetzten Kilowattstunde elektrischer Energie? Damit Wärmepumpen staatlich gefördert werden, müssen sie mindestens eine Jahresarbeitszahl von 3,0 erreichen.
Wie geht die Rechnung weiter?
Ronald Gerber: Angenommen, ich habe einen jährlichen Verbrauch von 22.000 Kilowattstunden, dann teile ich diesen Wert durch die Jahresarbeitszahl. Dann weiß ich, wie viel Strom ich für die Wärmepumpe berechnen muss. Hinzu kommt natürlich noch der zusätzliche Strom, den ich im Rest des Hauses verbrauche. Daher kommt der Mythos des „höheren Stromverbrauchs“.
Was bedeutet das in Kosten umgerechnet?
Ronald Gerber: Die Kilowattstunde Strom für eine Wärmepumpe liegt aktuell im Schnitt bei knapp 27 Cent. Manchmal etwas weniger, manchmal etwas mehr.
Gibt es große Preisunterschiede je nach Wärmepumpentyp?
Ronald Gerber: Ja. Bei einer Sole-Wärmepumpe, bei der die Energie aus dem Erdreich geholt wird, kann ich Flächenkollektoren einsetzen. Die funktionieren wie Heizschlangen, die 1,50-Meter tief im Grundstück verlegt werden. Dafür braucht man aber auch ein bisschen Platz, als Faustformel gilt „Wohnfläche mal Zwei“. Die Alternative ist die recht kostspielige Tiefenbohrung bis maximal 100 Meter. Daher ist die Sole-Wärmepumpe etwa 8.000 bis 10.000 Euro teurer als eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dort ist die Wärmequelle umsonst: die Luft. Diese wird angesaugt und Wärme entzogen.
Ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe auch günstiger in Sachen Stromverbrauch?
Ronald Gerber: Das ist stets eine Frage der Perspektive. Eine Sole-Wärmepumpe hat eine effizientere Jahresarbeitszahl und damit weniger Stromverbrauch. Im Erdreich gibt es eine durchschnittliche Temperatur von 10 Grad, die man zum Duschen oder Baden auf maximal 35 Grad hoch temperieren muss. Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe gibt es mehrere Wochen, wo die Luft null Grad beträgt, das heißt, ich muss einen höheren Temperaturhub herstellen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Vorlauftemperatur: Bei Fußbodenheizungen habe ich etwa 28 bis 35 Grad, drüber wird es unkomfortabel. Je höher die Vorlauftemperatur zum Beispiel bei Heizkörpern ist, desto mehr Stromverbrauch gibt es dementsprechend. Deshalb ist ein energetisch gut aufgestelltes Haus mit einer optimalen Wärmdämmung so wichtig.
Man kann zusammenfassend sagen: Eine pauschale Antwort zum Stromverbrauch je nach Wärmepumpentyp gibt es nicht. Eine Sole-Wärmepumpe, die auf dem Papier eine bessere Jahresarbeitszahl hat, kann durchaus schlechter sein, wenn diese mit hohen Vorlauftemperaturen von etwa 55 Grad fahren muss. In der Praxis zeigt sich, dass sie dann eventuell eine schlechtere Jahresarbeitszahl als eine Luft-Wasser-Wärmepumpe hat. Die Entscheidung für den Wärmepumpentyp sollte daher stets individuell betrachtet und auf die Wohnverhältnisse abgestimmt werden.