Ausreichend gießen und gleichzeitig sparsam mit Wasser umgehen – für eine ökologische Pflanzenpflege können sich Hobbygärtner im Sommer an eine Leitregel halten: gründlich wässern, statt täglich. „Das Gießwasser soll in tiefere Bodenschichten vordringen“, erklärt Thomas Hötger, Gärtner und Landschaftsplaner im Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V. „Befeuchtet man nur die oberste Bodenschicht, bilden die Pflanzen auch nur hier Wurzeln. Hier sind sie besonders von Austrocknung bedroht. Durch gründliches Wässern wollen wir die Wurzeln dazu bringen, in die Tiefe zu wachsen.“ Wer Wasser sparen will, dem empfiehlt Hötger außerdem, auf „Säufer" im Garten zu verzichten. Dazu zählen zum Beispiel Hortensien und alle anderen sogenannten Moorbeetpflanzen. Vieltrinker im Beet lassen sich zudem anhand ihres Wuchses bestimmen. „Große weiche Blätter sind ein Hinweis auf erhöhte, kleine, derbe Blätter ein Zeichen für geringen Wasserbedarf, ebenso Graulaubigkeit und ein Duft nach ätherischen Ölen“, weiß der Gartenexperte. So könne ein eingewachsener Lavendel in der Regel auch Ausnahmesommer wie 2018 ohne zusätzliche Wassergaben überstehen.
Schirm, krümelige Erde: Erste Hilfe bei großer Hitze und langen Dürreperioden
Andere brauchen da schon mehr Unterstützung. Rollt die nächste Hitzewelle an, kann es laut Thomas Hötger deshalb nützen, einzelnen Pflanzen mit einem Schirm oder Ähnlichem Schatten zu spenden und sie zusätzlich zu besprühen. Sein Rat bei schweren Böden: die Oberfläche flach hacken. „Eine Deckschicht aus krümeliger Erde vermindert das Austrocknen der darunter liegenden Erdschichten, da so die Kapillaren im Boden unterbrochen werden“, sagt er. „Eine alte Gärtnerweisheit besagt: Einmal Hacken ist so gut wie drei Mal Gießen.“ Bei leichten Sandböden helfe das Untergraben von Lehm oder – im Handel als Bentonit erhältlichen – Tonmineralien, um die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu erhöhen. Entscheidend sei außerdem der Humusgehalt im Boden, der sich durch regelmäßige Kompostgaben erhöhen lässt. Bei dringenden Fällen: „Eine Sofortmaßnahme ist das Mulchen. Einfach eine dünne Schicht aus zwei bis vier Zentimeter Pflanzenabfällen, etwa Grasschnitt, um die Pflanzen verteilen. Das vermindert sofort die Verdunstung“, so Thomas Hötger.
Die richtige Tageszeit für smarte Gartenbewässerung
Morgens, mittags, abends: Wer seine Pflanzen im Hochsommer wässern will, muss dafür nicht auf die richtige Tageszeit warten. Gießen in der Mittagssonne ist laut Hötger allerdings sehr uneffektiv. Besser: die frühen Morgenstunden nutzen. „Im Sommer um sechs – zu dieser Zeit verdunstet weniger“, erklärt der Gärtner. „Abendliches Gießen wäre auch gut, schafft aber auch optimale Bedingungen für Schnecken, die sich dann die ganze Nacht im Garten austoben können.“ Wem das Wässern in den Morgenstunden zu früh ist, kann auf smarte Bewässerungssysteme zurückgreifen. Viele Hersteller bieten Apps, mit denen zum Beispiel bestimmte Gießzeiten festgelegt werden können. Verfügt das System über Sensoren im Boden, die messen können, wie der Feuchtigkeitsgehalt der Erde ist, wird außerdem nur nach Bedarf gewässert. Regnet es, schalten sich manche Bewässerungssysteme automatisch ab. So sparen Ihnen die schlauen Helfer nicht nur Arbeitsstunden, sondern auch Wasser. Hilfreich sind auch Apps wie das iOs-Gadget „Gießkanne“ oder die Android-App „Plant Diary“, mit denen Hobbygärtner Pflanzen samt ihres jeweiligen Trinkverhaltens katalogisieren und die Daten in Urlaubszeiten mit potenziellen Helfern teilen können. Die Apps erinnern dann zum Beispiel ans regelmäßige, richtige Gießen.
Grüne Spätzünder: Diese Pflanzen lassen sich jetzt noch einsetzen & züchten
So gut und fleißig man auch gießt: Irgendwann kommen die Blüten mancher Pflanzen nicht mehr nach. Wer entstandene Lücken schließen und sich an ein paar neuen Pflanzenarten oder Farben erfreuen will, kann auf verschiedene Gewächse setzen. Im Gemüsegarten lassen sich Radieschen, Mangold oder Spinat auch noch im Sommer und Herbst aussäen, so Thomas Hötger. Während es für einjährige Sommerblumen bereits zu spät sei, wäre für Zweijährige und Stauden jetzt sogar die beste Zeit. „Getopfte Ware, ob Kraut oder Gehölz, kann im Prinzip das ganze Jahr über gepflanzt werden“, sagt der Gartenexperte weiter. Worauf man im Sommer jedoch besonders achten sollte ist, „dass die Topfballen während der Anwachsphase nicht austrocknen“.
Mit einer bedachten Auswahl für mehr Nachhaltigkeit im Garten sorgen
Nachhaltig Freude an ihrem Garten haben alle, die ihre Pflanzen standortgerecht auswählen und eine richtige Beratung im Fachhandel den Spontankäufen im Baumarkt vorziehen. Thomas Hötgers Tipp: „Online-Händler bieten ihr Sortiment oft nach Standortansprüchen sortiert an. Auch wenn man nicht bestellt, kann man sich hier gut einen Überblick verschaffen.“ Der Umwelt etwas Gutes tun, könnten Hobbygärtner außerdem, indem sie mehr heimische Pflanzen im Garten verwenden. „Sie nutzen den hiesigen Insekten am meisten“, so Hötger. Darüber hinaus sollte bei der Pflanzung auf Torf verzichtet werden. „Torfabbau setzt viel CO2 frei und trägt somit auch dazu bei, dass unser Klima extremer wird.“ Wer mehr zum Thema Nachhaltigkeit im Garten erfahren will: Das Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V. ist ein Lern- und Erlebnisort mitten im Berliner Grunewald. An den Wochenenden finden zahlreichen Veranstaltungen rund um Naturthemen statt.