Der Frühling ist die Zeit, in der einige unserer liebsten Pflanzen endlich wieder ihre hübschen Köpfe aus der Erde recken und uns mit frischem Grün und leuchtenden Farben verwöhnen. Erde auflockern, Nutzgarten planen, Balkonpflanze aus dem Winterschlaf holen: Womit man jetzt starten kann, wenn es darum geht, seinen blühenden Stadtbalkon vorzubereiten oder das Gemüsebeet hinterm Haus anzulegen – und womit man im Nutzgarten besser noch etwas warten sollte, verrät die Gartenexpertin Thea Carlin. In Dahlem, am grünen Rand von Berlin, leitet sie als Chefgärtnerin an der Königlichen Gartenakademie ein Team von insgesamt 14 Gärtnern und weiß genau, worauf bei der Pflanzenpflege zu achten ist.
Wer einen eigenen Garten oder Pflanzenkübel auf dem Balkon hat, ist gut damit beraten, zunächst einmal alte Mulchschichten zu entfernen, sagt sie. „Dann kann der Frost komplett aus dem Boden weichen und die Pflanzenwurzeln haben eine bessere Chance, sich wieder zu erwärmen.“ In einem nächsten Schritt könnten Pflanzenfreunde den Boden auflockern, Stauden – Rosen ausgenommen! – zurückschneiden und ältere Stauden teilen. Im Zentrum der Gartenarbeit Ende März, Anfang April stehen außerdem Bestandsaufnahme und Planung: „Das Frühjahr eignet sich besonders dafür, in Ruhe zu schauen, was man in der kommenden Zeit verändern möchte“, so die Gärtnerin. „Welche Balkonpflanze ist über das vergangene Jahr hinweg vielleicht zu groß geworden? Wo möchte ich Lücken mit neuen Pflanzen schließen?“ Wer im Beet etwas ergänzend pflanzen will oder auf der Suche nach einer neuen Balkonpflanze ist, dem gibt Thea Carlin als Tipp mit auf den Weg, in Gartencentern und Co. auf solche Gewächse zu achten, die den Boden im Topf bereits durchwurzelt haben – erkennbar zum Beispiel an herausragenden Wurzelspitzen. „Andernfalls könnte es sich bei der jeweiligen Pflanze noch um einen vergleichsweise nicht so wertvollen Steckling handeln“, erklärt sie.
Mit etwas verspätetem Frost kämen die meisten Frühblüher eigentlich gut klar, sagt Thea Carlin. Gerade die Primel – als Balkonpflanze oder im Beet im Garten – sei ziemlich robust und würden mit ihrer hübschen Blüte trotzdem schon erste Farbkleckse bieten. Was das Auswintern jener Pflanzen angeht, die ihren Winterschlaf drinnen verbracht haben, sei es hingegen besser, den letzten Frost abzuwarten und sie danach nicht direkt in die knallende Sonne zu stellen. „Solche Hauruckaktionen beim Auswintern sind selten gut. Gewöhnen Sie die eine Pflanze lieber vorsichtig an das veränderte Klima“, erklärt die Gärtnerin. Wer den Gewächsen auf dem Balkon oder der Terrasse zusätzlich Schutz vor starkem Wind oder Sonne spenden will, kann deren Standort ändern. Pflanzenkübel an die Hauswand zu rücken, sei eine gute Idee. Bei einem unerwarteten Temperaturabfall könne man sie außerdem zusätzlich abdecken. „Zeitung zum Beispiel ist ein extrem guter Winterschutz.“ Wer noch mehr auf dem Balkon machen will: Das Frühjahr ist laut Thea Carlin die ideale Zeit, um eine Pflanze umzutopfen. Allgemein gilt außerdem, dass viele Gewächse nach den kälteren Jahreszeiten im Frühling einen erhöhten Wasserbedarf haben. Zu gut meinen sollte man es mit der Pflanzenpflege, speziell dem Gießen auf dem Balkon, trotzdem nicht, warnt die Gärtnerin: „Die wenigsten Pflanzen vertragen Staunässe.“
Was den Nutzgarten angeht, könne im März und April das Gemüsebeet geräumt, das heißt, von vielleicht noch im Boden liegenden, altem Gemüse befreit werden. Frische Erde und Kompost geben dem Boden im Gemüsegarten neue Nährstoffe. Für den komprimierten Gemüsegarten auf dem Balkon kann es sogar ratsam sein, die Erde in Kästen und Kübeln jetzt einmal komplett auszuwechseln. „Über das ganze Jahr holt sich eine Pflanze oft alle Nährstoffe aus der Erde“, so Carlin. „Je größer die Gefäße auf dem Balkon, umso länger hält die Erde.“ Die wechselhaften Wetterverhältnisse im Frühling verträgt indes nicht jedes Gemüse. Zwiebeln etwa können bei extremen Regen schnell zu faulen anfangen, erklärt die Gärtnerin. Das Problem bestehe vor allen dann, wenn sie in Kästen oder Kübeln auf dem Balkon wachsen. „Dort kann sich die Nässe stauen.“ Ihr Tipp auch da: Töpfe und Co. mit dem Gemüse an die Häuserwand rücken und eventuell etwas erhöht stellen.