Welche Varianten an Wärmepumpen gibt es auf dem Markt?
Verbreitet sind vier verschiedene Varianten. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe bezieht ihre Energie aus der Außenluft. Die Luft wird dabei mit sehr geringem Aufwand angesaugt und wieder ausgeblasen. Die Jahresarbeitszahl (Wärmeleistung pro eingesetzter Kilowattstunde Strom / JAZ) einer Luft-Wasser-Wärmepumpe liegt bei bis zu 3,5. Zur Einordnung: Je höher die Jahresarbeitszahl, desto besser, da weniger Strom zur Beheizung notwendig ist und die Heizkosten sinken. Die Sole-Wasser-Wärmepumpe oder Erdwärmepumpe nutzt die Wärme des Erdbodens – entweder mittels Erdkollektoren oder durch eine Erdwärmesonde, die in einer Tiefenbohrung etwa 100 Meter in den Boden versenkt wird. Die JAZ liegt mit Erdkollektoren bei bis zu 4 und mit einer Tiefenbohrung bei bis zu 4,5.
Bei einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe ist das Grundwasser die Wärmequelle, die über eine Saug- und Sickerwasserbohrung erschlossen wird. Die JAZ liegt bei etwa 5.
Im Gegensatz zu den anderen Typen überträgt die Luft-Luft-Wärmepumpe die aus der Außenluft gewonnene Wärme nicht in einen Wasserkreislauf, sondern bläst direkt warme Luft in die Räume.
Gibt es unter den Varianten einen Allrounder?
Wenn generell die baulichen und technischen Voraussetzungen für den Betrieb einer Wärmepumpe bestehen, ist die Luft-Wasser-Variante eine Lösung, die sich nahezu universell eignet. Nicht von ungefähr hatte sie 2022 einen Marktanteil von knapp 87 Prozent unter allen neu installierten Wärmepumpen. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind unkompliziert zu errichten, sind flexibel einsetzbar und bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Wärmepumpe im freistehenden Einfamilien- oder Reihenhaus
Welche Variante eignet sich gut für mein neues Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet?
Neben der genannten Luft-Wasser-Variante ist in diesem Fall auch die Erdwärme-Pumpe eine gute Option. Diese Variante ist zwar teurer als eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Da Neubauten aufgrund der Vorgaben des GEG in der Regel jedoch eine relativ geringe Heizlast aufweisen, reichen hier oft Geräte mit einer Wärmeleistung von 4 bis 6 Kilowatt aus, die sowohl günstiger in der Anschaffung als auch im Betrieb sind. Hinzu kommt, dass Erdwärmepumpen effizienter arbeiten als Luft-Wasser-Geräte. Auch die Kosten für die Tiefenbohrung kann in einem solchen Fall finanziell günstiger ausfallen, wenn sich etwa mehrere Bauherren für eine Erdwärmepumpe entscheiden und der Tiefbohrbetrieb sein Gerät nur von Grundstück zu Grundstück transportieren muss.
Was ist zu beachten, wenn ich ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte baue oder kaufe?
Zu beachten ist bei der Installation einer Wärmepumpe das Abstandsgebot von drei Metern zu den Nachbargrundstücken. Das ist vor allem bei Reihenhäusern allerdings selbst mit einer Split-Variante kaum einzuhalten, da sie eine Breite von sechs Metern nur selten unterschreiten. Bei der Split-Bauweise werden alle wichtigen technischen Komponenten (Verdichter, Verflüssiger, Expansionsventil und Verdampfer) beim Wärmegewinnungsprozess auf zwei Geräte verteilt. Der Kältekreis steht mit seinen Komponenten im Haus, das Außengerät steht weiterhin außerhalb des Hauses, fällt aber dadurch entsprechend kleiner aus. Bei der Monoblock-Bauweise werden die Komponenten in einem Gerät zusammengeführt. Länder wie Hessen und Nordrhein-Westfalen haben deshalb ihr Bauordnungsrecht inzwischen für den Einbau von Wärmepumpen angepasst und das Abstandsgebot in diesem Fall aufgehoben.
Wärmepumpe im Altbau: Worauf Sie achten sollten
Ich besitze ein 25 Jahre altes Einfamilienhaus. Lohnt es sich, die Wärmeversorgung auf eine Wärmepumpe umzustellen?
Seit 1995 gelten für Neubauten gesetzlich festgelegte Dämmwerte. Das heißt, dass man in allen Wohngebäuden, die danach errichtet wurden, eine Wärmepumpe effizient betreiben kann. Das gilt auch unabhängig davon, ob Sie in Ihrem Haus eine Fußbodenheizung oder Heizkörper eingebaut haben. Wichtig ist, dass bei der Heizlastberechnung die erforderliche Raumheizlast mit der Leistung der vorhandenen Heizkörper unter Berücksichtigung der geplanten Vorlauftemperatur abgeglichen wird. Im Einzelfall kann es notwendig sein, dass in höher temperierten Räumen, wie dem Wohnzimmer, ein leistungsstärkerer Heizkörper nachgerüstet werden muss.
Mein Haus stammt aus den 70er-Jahren. Kann ich problemlos eine Wärmepumpe einbauen?
Technisch ist das möglich, aber nicht effizient, solange das Haus nicht genügend wärmegedämmt ist. Mit Hilfe von Experten können Sie aber ganz unkompliziert ermitteln, welche energetischen Maßnahmen notwendig sind, um ein Mindestniveau an Wärmeschutz zu erreichen. In Norddeutschland weisen viele Gebäude zum Beispiel ein doppelschaliges Mauerwerk mit einer Luftschicht von 6 bis 8 Zentimetern auf. Diese kann mit vergleichsweise wenig Aufwand mit Perliten als Dämmstoff aufgefüllt werden. Dazu sollte die Dämmung des Daches oder alternativ der obersten Geschossdecke kommen.
Kann man eine Wärmepumpe nachrüsten?
Ich möchte ein Mehrfamilienhaus mit einer Wärmepumpe nachrüsten. Was muss ich beachten?
Die Versorgung eines Mehrfamilienhauses mit Heizwärme kann eine Wärmepumpe gewährleisten. Probleme bereitet der Technik der Warmwasserbedarf, da derzeit zu üblichen Preisen erhältliche Wärmepumpen noch kaum in der Lage sind, in kurzer Zeit große Mengen an warmem Wasser zur Verfügung zu stellen. Die Lösung könnte ein Hybridsystem sein, das aus einer Wärmepumpe in Kombination mit einer Gasheizung besteht.
Im Juli 2023 sind Leitplanken für das sogenannten Gebäudeenergiegesetz (GEG) veröffentlicht worden. Demnach wären auch zukünftig noch Gasheizungen möglich, wenn diese später auf Wasserstoff umrüstbar sind. Geht EWE diesen Weg mit?
EWE sieht nicht, dass Wasserstoff mittelfristig die Lösung für die flächendeckende Wärmeversorgung von Privathaushalten sein wird. Sowohl grüner Wasserstoff als auch die erforderliche Infrastruktur stehen dazu nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. EWE setzt für die Wärmewende weiterhin auf die Wärmepumpentechnologie und wird seinen Kunden auch keine Gasbrennwertthermen mehr anbieten. Wir begrüßen es aber, dass die kommunale Wärmeplanung mit den Zielen des GEG einhergehen soll. Eine abschließende Bewertung können wir vornehmen, wenn das Gebäudeenergiegesetz voraussichtlich im Herbst verabschiedet wird.