Saalow liegt knapp 20 Kilometer südlich von Berlin und ist bei Tagestouristen aus ganz unterschiedlichen Gründen beliebt. Da gibt es den nahelegelegen Mellensee, die zwei historischen Windmühlen oder das Saalower Kräuterschwein, eine lokale Spezialität, die von Fleischliebhabern für den geringen Fett- und hohen Eiweißanteil geschätzt wird. Wer sich im Sommer sportlich verlustieren möchte, fährt zur Wasserskianlage ein Dorf weiter nach Zossen. 750 Einwohner leben hier, es geht beschaulich zu. Petra Mayn wohnt hier seit knapp zwei Jahrzehnten, davor lebte sie in Berlin. Die Sommer sind sehr warm und trocken, im Winter ist es dagegen empfindlich kalt: „Vor ein paar Jahren fiel uns im Dorf auf, dass es immer weniger Insekten gibt. Das wollten wir ändern“, sagt die 63-Jährige.
Im Herbst 2020 gründete sie mit weiteren Bewohnern den Verein „Saalower Landleben“ e.V. Aus den elf Mitgliedern zu Anfang sind mittlerweile 19 geworden. „Wir sind zwölf Mädels und sieben Jungs, also schön gemischt“, sagt Petra Mayn. Zu Beginn kümmerte sich der Verein um verschiedene Belange: Ob private Veranstaltungen im Bürgerhaus, Feiern mit der Freiwilligen Feuerwehr, Bikertreffen mit Kaffee & Kuchen oder Aktionstage wie „Mühlentag-offenen Mühle“ oder „Tag des Denkmals“ in Zusammenarbeit mit dem Saalower Mühlenverein e.V. – einmal im Monat kommen die Mitglieder noch immer zusammen, um sich einem neuen Projekt für das Gemeindewohl anzunehmen.
Saalow soll grüner werden: Ein Projekt für Nachhaltigkeit
2021 wurde schließlich die Idee „Saalower bepflanzen Saalow“ geboren, mit der sich Petra Mayn und ihre Mitstreiter auch beim EWE-Klimaschutzwettbewerb „Wir. Hier. Jetzt.“ bewerben wollten: „Unser Vereinsmitglied Milan Hänsel arbeitet als Förster, ist ein paar Jahre jünger und mit den sozialen Medien etwas besser vertraut als ich. Er erzählte uns von dem Wettbewerb, bei dem wir unbedingt mitmachen wollten“, erinnert sie sich. Das Vorhaben: Auf der Dorfaue in Saalow sollen in einer gemeinschaftlichen Aktion tausende Frühblüher gepflanzt werden, die den Platz im Frühjahr 2023 in bunten Farben erstrahlen lassen sollen. Was schön aussieht, soll zudem auch ein wichtiger Lebensraum für Insekten werden. „Uns ging es auch darum, die Bewohner von Saalow generell für das Thema zu sensibilisieren und zu motivieren, auch im eigenen Garten geeignete Beete und Pflanzen anzulegen“, sagt Petra Mayn.
Das Konzept überzeugte die EWE-Jury, die den Verein und weitere Projekte aus den Regionen mit Prämien belohnten. Die 2.000 Euro für Saalower Landleben e.V. wurden umgehend investiert: „Wir haben 6.000 Pflanzenzwiebeln, darunter Krokusse, Tulpen oder Schneeglöckchen, gekauft – alles, was zwischen Ende Februar und Ende Mai blüht. Durch Milan Hänsel und seine Tätigkeit als Förster hatten wir eine Verbindung zu kleinen Versandhäusern. Uns war wichtig, dass wir in der Region bleiben und Produzenten aus unserer Gegend unterstützen. Jetzt hoffen wir natürlich, dass es im Frühjahr 2023 richtig schön grün bei uns wird“, so Petra Mayn.
Der Zusammenhalt im Dorf ist so groß wie noch nie
Aus der Bepflanzung machte der Verein im Spätsommer 2022 ein großes Dorf-Event, an dem sich viele Bewohner beteiligten. Für Außenstehende muss es eher wie ein großes Sommerfest gewirkt haben. Petra Mayn ist ein bisschen stolz: „Das Feedback aus der Bevölkerung war sehr gut, weil sich hier viele Jahre kaum etwas getan hat. Saalow ist als Dorf ein bisschen dreigeteilt: Es gibt den Hauptteil, die Siedlung, vor der Brücke und hinter der Brücke. So einen echten Zusammenhalt gab es früher eigentlich nicht. Seitdem wir verschiedene Veranstaltungen organisieren, gibt es einen enormen Zuspruch.“
Bei einer der ersten Veranstaltungen hatten sich die Vereinsmitglieder noch völlig verkalkuliert und kauften zu wenig Essen und Getränke ein. Es passierte, „was noch nie in Saalow passiert ist“: Die Menschen gingen nach Hause und holten Würstchen, Bier und Limonade, damit das nette Beisammensein noch ein bisschen länger dauern konnte. Im Frühjahr 2023 dann gerne auch mit einer herrlich blühenden Dorfaue.