Stade ist bekannt für seinen Hansehafen, das Kunsthaus und das Schwedenspeicher-Museum, doch eine Sache fehlt irgendwie: „Als ich nach meinem Studium aus Oldenburg zurück nach Stade kam, vermisste ich öffentliche Plätze, an denen sich die Menschen ganz zufällig begegnen oder unkompliziert zum Grillen oder Sport machen verabreden. Das wollte ich gerne ändern“, sagt Mario Handke. Aus einer anfänglich „lockeren Bierrunde mit Freunden“, in der man im kleinen Kreis kreative Ideen austauschte, wurde schnell Ernst: Mario Handke bündelte die Ideen, schrieb ein erstes Konzept und reichte dies bei einem Ideenwettbewerb der Stadt Stade ein. Als der Zuschlag kam, handelte man umgehend und gründete den gemeinnützigen Verein „Ankerplatz Stade e.V.“.
Darum geht’s: Der Platz am Sande im Zentrum wird zu einer Mischung aus Containerplatz und kreativer Erlebnis-Begegnungsstätte. Auf einer Fläche von 6.000 Quadratmetern werden Räumlichkeiten für Gastronomie und Events mit kleinen Bars und einer Bühne umgesetzt. Vor Ort sollen auch Kochkurse oder -Events stattfinden, die im besten Fall generationsübergreifend sind: „Ich würde mir wünschen, dass zum Beispiel eine Großmutter vormittags ihren Apfelkuchen backt und im Gegenzug die jungen Leute ihr iPad später auf Vordermann bringen. Das wäre ein schöner Austausch“, sagt Mario Handke.
Treffpunkt für Events, Sport und Urban Gardening
Hinzu kommen auch Angebote für Sport und Bewegung, etwa mittels alternativer Formen abseits von Fitnessstudios und Vereinen. Dazu zählt etwa eine aufblasbare Sportarena für Firmenevents oder Vier-gegen-vier-Fußball im Hobby-Ligaformat. Außerdem soll es einen Urban-Gardening-Bereich geben, wo man etwa in Hochbeeten das Einmaleins des Gärtnerns lernt sowie den „Bauen, basteln & Do it yourself“-Bereich mit einer Werkstatt, in der man kleinere und größere Projekte verwirklichen kann. Die zehn Vereinsmitglieder vom „Ankerplatz Stade“ ließen sich bei ihrem Konzept von anderen Container-Projekten inspirieren, etwa dem Platzprojekt in Hannover, dem Werksviertel in München oder Frau Gerolds Garten in Zürich. Der Unterschied: Die Beispiele sind eher im suburbanen Raum verortet und sind von großen Freiheiten geprägt – in Stade sollen die verschiedenen Container einen einheitlichen Look haben und sich ins Umfeld der historischen Altstadt einfügen.
In der Hansestadt ist gerade viel in Bewegung. Neben der Neugestaltung vom Platz am Sande wird außerhalb der Stadt eines der modernen und heiß ersehnten LNG-Terminals für Flüssiggas gebaut. Dass viele Fördergelder in die beiden Projekte fließen – das Ankerplatz-Projekt bekommt eine Landesförderung von einer knappen halben Million Euro – schmeckte anfangs nicht jedem in der Stadt. Nach einem ersten Zeitungsartikel rümpften manche Anwohner die Nase, weil Modernisierung auch immer Veränderung bedeutet. Fakt ist: Das Projekt ist für den Deutschen Engagementpreis 2022 nominiert.
Umso wichtiger für die Befürworter, dass Initiativen und Organisationen aus der Region rund um Stade mit eingebunden werden. Die Container vor Ort sollen von lokalen Betrieben bespielt und belebt werden. „Wir wollen etwa den Landfrauen oder Vereinen rund um Fridays for Future helfen, die vielleicht noch keine organisierten Strukturen haben und Räumlichkeiten für ihre Arbeit brauchen. Dadurch entsteht Identifikation mit dem Projekt und der Region. Wir wollen vorrangig mit Firmen zusammenarbeiten, die sich auch für Nachhaltigkeit einsetzen, aber grundsätzlich kann bei uns jeder mitmachen“, so Mario Handke.