Sachte streicht Florian Schick über die Außenwände aus Lärche, wirft einen prüfenden Blick auf die Maserung und tritt dann ein in sein neuestes Tiny House. Die Frühlingssonne wirft warmes Licht durch die Fenster und sorgt für eine Atmosphäre von endloser Gemütlichkeit und gleichzeitiger Klarheit. „Ich bin stark von der japanischen Architektur beeinflusst“, sagt Florian Schick, „ich mag die Reduktion auf das Wesentliche.“ Diese zwölf Quadratmeter kleine Holzhütte ist mehr als nur ein Bauwagen – es ist die Umsetzung einer modernen Idee des Wohnens, von der Menschen überall auf der Welt träumen. Nach Trends wie Feng-Shui, Hygge, Upcycling oder dem letztjährigen Bauhaus-Revival sehnen sich viele nach einem Leben mit mehr Bescheidenheit. Weniger besitzen, mobil und flexibel arbeiten, individueller gestalten. Dieser Wunsch drückt sich auch im Tiny House aus.
Minimalismus als Wohnkonzept
Florian Schick, studierter Architekt, baut in Bad Zwischenahn verschiedene Modelle für seine Kunden. „Zu mir kommen ganz unterschiedliche Menschen. Das sind nicht nur Leute mit einem Sinn für traditionelle Bauwagenromantik“, sagt der 49-Jährige. Eine Kundin etwa ist Anfang 60 und möchte ihren Lebensabend in einem mobilen Tiny House in der Natur verbringen. Per Anhänger lassen sich die 1,7–12 Tonnen (je nach Modell) problemlos an den Wunschort bringen. Es gibt auch speziellere Wünsche: Für einen jungen Lehrer baut Florian Schick gerade an einer gedämmten Jurte. Und dann steht da noch der Zirkuswagen aus den 1920er-Jahren, der restauriert wird. Ein Filmemacher möchte sich diesen gerne als Arbeitszimmer in den Garten stellen. Kein Projekt gleicht dem anderen. „Bei einem Tiny House geht es primär um den Minimalismus vom Hausstand. Ich wohne mit meiner Familie in einem 60er-Jahre-Häuschen und dachte irgendwann: ,Mann, du hast hier zu viel Krams herumliegen.‘ Viele Menschen haben den Wunsch, weniger zu besitzen und weniger Ressourcen zu verbrauchen – ich gehöre auch dazu.“
Tiny House: Nachhaltigkeit auf kleinstem Raum
Seine Tiny Houses sind komplett nachhaltig gebaut: heimische Lärche, robuste Fichte, Photovoltaikmodule, kleine Windkrafträder. Neben einer Shower-Loop in der Dusche, die mit zwölf Litern Volumen und einem speziellen Filtersystem für einen stetigen Wasserkreislauf sorgt, gibt es auch die Möglichkeit, das Regenwasser über eine Nutzungsanlage wiederaufzubereiten. „Es kommt Technik zum Einsatz, die man in ähnlicher Form aus der Wohnwagenkultur kennt. Grundsätzlich sollte man sich fragen: ,Wo möchte ich das Tiny House hinstellen? Habe ich dort Zugang zu Strom und Wasser, oder möchte ich autark sein?‘“, sagt Schick. In diesem Jahr steht er bereits in Kontakt mit verschiedenen Tourismusverbänden, damit auch Besucher in der Region das Tiny-House-Feeling erleben können, ohne dass die Umwelt verbaut wird. Auf dem Fliegerhorst in Oldenburg ist bereits eine Mini-Siedlung mit neun Häusern geplant. Spätestens in zehn Jahren will auch Florian Schick mit seiner Frau in seinem eigenen Haus wohnen: „Wir wollen noch abwarten, bis die Kinder ausgezogen sind. Irgendwo im Ammerland werden wir uns einen schönen Ort suchen. Dort könnte ich es mir gut mit meinem Tiny House vorstellen.“
Größe: 12 m2
Gewicht: 3,1 t (mobile Variante)
Holz: Lärche/Fichte
Strom: Batterie
Windrad: 2 kW Leistung
PV-Anlage/Modul: Steht meist separat, da Tiny Houses oft im Schatten positioniert werden.
Wasser: Shower-Loop sorgt in der Dusche für einen Wasserkreislauf.
Volumen: 12 Liter. Durchlauferhitzer garantiert Warmwasser.
Wärme: Holzofen, Gasheizung, Warmluftheizung
Toilette: Vorhanden. Entsorgung per Kompost-Toilette.