Welche Kosten kommen auf einen zu?
EWE ist erneut gezwungen, die Strom- und Gaspreise in der Grundversorgung zum Jahresbeginn 2023 anzuheben. Demnach zahlen unsere Kunden und Kundinnen pro Kilowattstunde ab dem 1. Januar für Strom brutto 12,16 Cent und für Gas brutto 3,92 Cent mehr als zum derzeitigen Zeitpunkt. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.800 Kilowattstunden Strom ergeben sich so Mehrkosten von ca. 30 Euro pro Monat. Für Gas betragen die Mehrkosten bei einem Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden monatlich gut 65 Euro. Von diesen Preiserhöhungen sind etwa 331.000 Strom- und 180.000 Gaskunden und -kundinnen betroffen. Da EWE kein Strom-Grundversorger in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist, gilt die Anpassung des Strompreises hier nicht.
Wie steht es um Kunden, die EWE neu in die Grundversorgung aufgenommen hat?
Kunden und Kundinnen, die aufgrund von Insolvenzen ihrer bisherigen Versorger zu EWE zurückkehren, überführen wir gesetzeskonform zunächst für maximal 3 Monate in die Ersatzversorgung. Der Preis in dieser Ersatzversorgung richtet sich – wie auch bei anderen Versorgern – bei uns zum 1. Dezember 2022 nach den aktuellen Beschaffungskosten.
Welche weiteren Maßnahmen ergreift EWE?
Deutschland, die Politik und auch EWE befinden sich in einer schwierigen Situation: Einerseits wollen und müssen wir die Ukraine unterstützen. Andererseits stellen die Preissteigerungen für viele unserer Kunden und Kundinnen eine große Herausforderung dar. EWE begrüßt deswegen die jüngsten Maßnahmen der Bundespolitik: Die Mehrwertsteuersenkung, der Wegfall der Gasbeschaffungsumlage und nun die Gaspreisbremse. All diese Senkungen geben wir direkt an die Kunden weiter. Zudem bietet EWE flexible Ratenzahlungspläne an und beteiligt sich an einem Härtefallfonds, den das Land Niedersachsen einrichtet.
Wird es in diesem Winter zu einer Mangellage bei Gas für Privatkunden kommen?
Aktuell gibt es keine Einschränkungen bei der Versorgung von Kundinnen und Kunden mit Erdgas. Sollte sich das ändern, kann die Bundesregierung allerdings weitere Maßnahmen zur Kompensation der durch Russland reduzierten Liefermengen einleiten. Als Betreiber kritischer Infrastrukturen der Daseinsvorsorge bereitet sich EWE selbstverständlich bestmöglich auf alle derzeit denkbaren Szenarien vor. Wir stehen im intensiven Austausch mit Krisenteams in Bund, Land und Verbänden.
Wären denn auch Privathaushalte von einer Gasmangellage betroffen?
Nur im absoluten Ernstfall. Denn Privatkunden gehören wie etwa Krankenhäuser, Feuerwehr und Polizei zu den geschützten Kunden, die bei Engpässen vorrangig mit Gas beliefert werden würden. Tritt tatsächlich eine Gasmangellage ein, entscheidet die Bundesnetzagentur darüber, wer zunächst seinen Gasverbrauch drosseln muss. Und das werden
zunächst nicht geschützte Kunden – also zum Beispiel Industriekunden – sein.
Wie kann Energie-Unabhängigkeit aussehen?
Damit wir künftig von fossilen Energiequellen unabhängiger werden, muss die erneuerbare Stromproduktion massiv hochgefahren werden. Darum beschleunigt EWE auch den Ausbau im Bereich der erneuerbaren Energien. Perspektivisch sollen zudem Wärmesysteme umgebaut werden, um eine Alternative zu Erdgas zu haben und die Klimaziele zu erreichen. Veraltete Ölheizungen müssen gegen nachhaltige Heizsysteme wie Wärmepumpen getauscht werden. Darüber hinaus müssen die Wasserstofftechnologien weiter ausgebaut werden. Und es braucht mehr alternative Importkapazitäten für die jeweils noch benötigten Erdgasmengen, um die Versorgungssicherheit in der Übergangsphase zu sichern.
Woher kommt das Gas von EWE?
In Niedersachsen beziehen 440.000 Haushalte L-Gas aus niederländischer und deutscher Produktion. Alle anderen Haushalte nutzen H-Gas und beziehen physikalisch sogenanntes „Nordverbundgas“ aus der Nordsee, beispielsweise aus norwegischer oder britischer Produktion. Zur Versorgung seiner Kunden im Nordwesten, in Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern nutzt EWE die gesamte Breite des Gasmarktes.
Wie stark werden die Energiepreise steigen?
So unerfreulich es auch klingen mag: Man muss im Vergleich zum Vorjahr von mindestens einer Verdopplung der Preise beim Strom und eher einer Verdreifachung beim Gas ausgehen. Mit Blick auf unsere Kunden ist es beruhigend, dass die Bundesregierung an verschiedenen Maßnahmen arbeitet, um die Menschen preislich zu entlasten.
Wie ist es um die Gasstände aktuell bestellt? Muss man im Winter frieren?
Die von EWE betriebenen Gasspeicher sind nahezu komplett gefüllt (Stand: Anfang November 2022). Im Falle einer akuten Gasmangellage würden Erdgasmengen jedoch innerhalb Deutschlands verteilt, sodass der vergleichsweise hohe Füllstand der EWE-Speicher keine Entwarnung für die EWE-Versorgungsgebiete im Nordwesten, in Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern bedeutet. Deutschland agiert dabei im Verbund mit anderen europäischen Ländern. Das Speichervermögen der deutschen Gasinfrastruktur übersteigt deutlich die Speicherkapazität der vorhandenen Stromspeicher: 6.000-mal mehr Energie kann die Gas-Infrastruktur speichern.
Was kann man als Kunde neben Energiesparen noch Weiteres tun?
Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Neben einem bewussten und reduzierten Energieverbrauch geht es aber auch um einen grundsätzlichen Check der Alltagsgewohnheiten. Habe ich vielleicht sehr alte Elektrogeräte im Haushalt, die ich gegen neue energiesparende Modelle austauschen sollte? Kann ich auch im Winter manche Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen?
Ist die Gas-Infrastruktur in Deutschland überhaupt krisensicher?
Die Gas-Infrastruktur in Deutschland ist technisch auf dem höchsten Niveau und wird stetig ausgebaut. Dafür sorgen die Netzbetreiber auch in Zukunft. Das vorhandene Gasnetz mit einer Länge von über 540.000 km für Erzeugung, Transport, Verteilung und Speicherung ist nicht nur ein entscheidender Wirtschaftsfaktor für Deutschland, sondern auch ein essenzieller Bestandteil der Energiewende. Es trägt zur Versorgungssicherheit und Systemstabilität in Deutschland und Europa bei. Es sichert die Versorgung mit Erdgas und kann in den nächsten Jahren mehr „grüne Gase“ transportieren, sodass wir unabhängiger und nachhaltiger werden. EWE baut beispielsweise die Infrastruktur aus, bindet sie an die LNG-Terminals an und macht sie auch für den zukünftigen Transport und die Speicherung von grünem Wasserstoff fit.