Der Verkehr auf deutschen Straßen wird leiser, alternative Antriebsformen erleben einen Boom und ganz vorn mischt das Thema Elektromobilität mit. Klassische Verbrennungsmotoren dominieren zwar immer noch das Szenario in der Stadt und auf dem Land, doch der Zuwachs an E-Autos ist rasant. Anfang 2024 hat sich die Anzahl der zugelassenen E-Pkw im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt: Zum 1. Januar waren knapp 1,4 Millionen Fahrzeuge zugelassen, bereits jeder vierte Neuwagen hatte einen Batterie-Antrieb (Quelle: statista.com).
Gründe dafür gibt es viele: Die Reichweiten der Elektroautos steigen kontinuierlich, parallel wird europaweit die Ladeinfrastruktur vergrößert. Ein Beispiel: EWE Go ist eines von zehn Unternehmen, das den Zuschlag für den Ausbau des Deutschlandnetzes gewonnen hat, das bundesweit für immer mehr Ladepunkte sorgt. Seit der Abschaffung staatlicher Fördermittel für den Kauf von Privat-Pkw (seit 1.1.2024) reagieren viele E-Auto-Hersteller zudem mit großzügigen Rabatten, teilweise im fünfstelligen Bereich – für viele Autofahrer ein willkommener Anreiz, um von Benzin auf Strom umzusteigen. Subtiler, aber umso wichtiger: Viele Menschen wollen proaktiv zum Thema Verkehrswende und Klimaschutz beitragen. Gleichzeitig fragen sich viele: Wann steigt endlich das Angebot für Elektroautos auf dem Gebrauchtwagenmarkt?
Warum sich der Kauf eines gebrauchten E-Autos lohnt
„Unser Angebot an E-Fahrzeugen wächst beständig", sagt Reinhard Schmidt, Geschäftsführer des Gebrauchtwagenanbieters Heycar Deutschland in der „Süddeutschen Zeitung“. Die Zahl der angebotenen E-Fahrzeuge hat sich „in den vergangenen zwei Jahren fast verfünffacht“. Die Elektroautos mit der stärksten Nachfrage waren der Renault Zoe, Opel Corsa-e, der elektrische Fiat 500, VW e-Golf und Smart Fortwo. Auch Nissan Leaf und Tesla Model 3 waren sehr begehrt. Oftmals handelt es sich um junge Gebrauchte als Leasing-Rückläufer in einem Alter von zwei bis vier Jahren, mit überschaubarer Laufleistung und gutem Pflegezustand. Umfragen unter Autofahrern zeichnen mitunter ein anderes Bild: Da der technologische Wandel aktuell so rasant ist, halten sich viele mit dem Kauf eines gebrauchten E-Autos zurück. Die Skepsis gilt vor allem den Akkus, die nicht dem Fortschritt standhalten könnten. Eine berechtigte Sorge? „E-Autos sind wirtschaftlicher, es gibt nach der Anschaffung geringere Betriebskosten, auch die Lebensdauer von Batterien wird immer besser. Aktuelle Tests zeigen, dass es nach 25.000 bis 30.000 Kilometern zu einem Batterieverlust von nur ein bis zwei Prozent kommt. Das heißt, dass man nach 100.000 Kilometern immer noch auf über 90 Prozent der Batteriekapazität zurückgreifen kann“, sagt Ilker Akkaya, Geschäftsführer von EWE Go.
Gebrauchtes E-Auto? Eine Frage des Fahrprofils
Ein Blick auf die Laufleistung des gebrauchten Fahrzeugs lohnt sich also – gerade bei jüngeren Gebrauchten braucht man aber keine Angst vor einem zu starken Leistungsverlust der Batterie zu haben. Ohnehin ist das Ausreizen der maximalen Reichweite und damit die Gefahr, auf offener Strecke stehen zu bleiben, für die Mehrheit der Fahrer keine Option. Das Fahrprofil der meisten Fahrer sieht in der Regel überschaubare Strecken vor, etwa den Weg zur Arbeit oder innerhalb oder zwischen Ortschaften, in denen es genügend Ladesäulen gibt. Braucht man den Wagen aber wirklich nur für eine überschaubare Anzahl von Kilometern pro Tag, kann ein gebrauchtes E-Auto ein kostengünstiger Einstieg in die Elektromobilität sein. Vor dem Kauf sollte man sich aber darüber bewusst werden, dass man es hier, im Vergleich zu einem klassischen Verbrenner, mit einem komplett anderen Fahrzeugtyp zu tun hat – ein Umdenken klassischer Vorgehensweisen (kurzer Stopp an der Tankstelle, auftanken, weiterfahren) muss daher, angepasst an die gegebenen Lademöglichkeiten, stattfinden. An Schnellladestationen sollte man etwa 30 Minuten einplanen. Wenn Sie mit dem Elektroauto in den Urlaub fahren wollen, gibt es ebenfalls ein paar Dinge zu beachten.
Überprüfen Sie den Zustand der Batterie
Der ADAC empfiehlt, sich den Gesundheitszustand der Batterie („State of health“ = SOH) vom Verkäufer möglichst genau nachweisen zu lassen. Bei regelmäßigen Wartungen und Checks in der Herstellerwerkstatt werden die Antriebsbatterien auf ihren Zustand überprüft. Können die Prüfprotokolle zusammen mit dem Scheckheft vorgezeigt werden, wirkt das vertrauensbildend – wenn nicht, ist Vorsicht angesagt.
Die gute Nachricht: Nicht nur die Automobilindustrie bringt immer mehr Neuwagenmodelle heraus, auch die Zahl der angebotenen Fahrzeuge bei Gebrauchtwagenhändlern und entsprechende Portalen steigt kontinuierlich.