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    Erster Powerhouse-Kongress: Die Besten im Nordwesten

    Das Herz der Energiewende schlägt im Nordwesten. Auf dem ersten Kongress des Powerhouse Nord e.V. vernetzten sich Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der Energiewirtschaft – und zeichneten erstmals ein Vorreiterunternehmen als „Motor des Nordens“ aus.

    © Mohssen Assanimoghaddam

    Welche Rolle spielt Niedersachsen im Energiesystem der Zukunft? Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies ist überzeugt: eine riesengroße. Und am 30. Oktober erklärte er, wie diese Rolle weiter ausgebaut werden soll. Erstmals skizzierte er öffentlich die Maßnahmen, mit denen die Landesregierung den „Net Zero Industrial Act“ der EU umsetzen will, der den Ausbau grüner Energie massiv vorantreiben soll. Der Anlass, den Lies dafür wählte, war ideal: der erste Powerhouse-Kongress des Powerhouse Nord e.V. in Wilhelmshaven.

    Denn die 14 Initiatoren der Powerhouse-Idee, darunter EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler, sind der Überzeugung, dass die Region zwischen Ems und Elbe ein Vorreiter in Sachen Energiewende ist. Ausgestattet mit großen Mengen Biogas, Grundlagen einer hervorragenden Wasserstoff-Infrastruktur, einem riesigen Potenzial zur Produktion von Windkraft – und nicht zuletzt innovativen Unternehmen und Wissenschaftsprojekten.

    Die 2023 gegründete Initiative soll dafür sorgen, dass die Region die Reputation erhält, die sie verdient – und damit auch die notwendigen Investitionen und Fachkräfte.

    Minister Olaf Lies mit EWE-CEO Stefan Dohler und Dr. Ralph Bruder Am Randes des Kongresses: Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (Mitte) im Gespräch mit den beiden Co-Vorsitzenden von Powerhouse Nord, Stefan Dohler (links) und Prof. Dr. Ralph Bruder.

    Inzwischen unterstützen mehr als 130 Unternehmen, Kommunen und Institutionen dieses Ziel. Und auch der Andrang auf die erste große Veranstaltung der Initiative war groß. Rund 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet. Sogar am Morgen des Veranstaltungstages gab es noch Anfragen nach freien Plätzen für die Veranstaltung an der Jade Hochschule, erzählt Olaf Reichert, Leiter der Geschäftsstelle Powerhouse Nord e.V.: „Das hat unsere Erwartungen noch übertroffen.“

    Netzwerke von Drohnen bis Wasserstoff

    Oberstes Ziel der Veranstaltung: Netzwerken. „Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mir gesagt, dass sie von der Zusammenstellung begeistert waren“, sagt Reichert, „weil sie über alle Disziplinen hinweg Gespräche führen konnten.“ Etwa an den Ständen, an denen 25 Powerhouse-Unterstützer sich und ihre Arbeit vorstellten. Oder bei einem der Impulsvorträge von vier Leuchtturmprojekten der Region. Darunter war das Hatten-UAS German Flight Center, das nicht nur selbst Drohnen für Spezialeinsätze wie die Überwachung von Pipelines, kritischer Infrastruktur oder Landwirtschaft konstruiert, sondern gleichzeitig auf einem Sportflugplatz nahe Oldenburg einen Hub für deren Einsätze aufbaut. Ebenso wie das Energieforschungs-Zentrum Niedersachsen, das im Rahmen seines Verbundforschungsprojekts “TEN”, mehr als 100 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in die Region bringen will. Gefördert wird das Projekt mit 58 Millionen Euro der Volkswagenstiftung . „Das war gleichzeitig ein Appell an die Anwesenden, dafür zu sorgen, dass wir diese Menschen nach ihrer Ausbildung in der Region behalten können.“

    Zum ersten Mal zeichnete Powerhouse Nord e.V. auch Beispiele für innovativen Umgang mit Energien aus. Netzwerke, Unternehmen, Verbände und Vereine konnten sich auf den Titel zum „Motor des Nordens“ bewerben. Aus sechs regionalen Siegern kürten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses live vor Ort den ersten Jahressieger, die Turneo GmbH. Das Unternehmen aus Cuxhaven betreibt einen hochmodernen Elektrolyseur für die Produktion von Wasserstoff. Ein besonderes Highlight der Anlage: Der Wasserstoff kann auf bis zu 900 bar verdichtet werden, was vielfältigste Anwendungsmöglichkeiten für Mobilität, Industrie und Energieversorgung eröffnet. Zum Einsatz kommt der Wasserstoff übrigens auf einem Schiff mit Wasserstoffhybridantrieb, das Personen und Material zwischen Cuxhaven und der Bohr- und Förderinsel Mittelplate transportiert.

    Stefan Dohler, Hartmut Obst und Uwe Santjer Das in Oldenburg ansässige Unternehmen Turneo wurde vom Publikum zum Jahressieger des Awards "Motor des Nordens 2024" gekürt. Im Bild (v.l.n.r.): Stefan Dohler (EWE-CEO und Co-Vorsitzender Powerhouse Nord), Hartmut Obst (Turneo GmbH) und Uwe Santjer (Oberbürgermeister der Stadt Cuxhaven)

    Beispielfälle einer innovativen Region

    Dass diese Beispiele keine Einzelfälle sind, sondern exemplarisch für die ganze Region – das zu zeigen war die Aufgabe der „Powerzentren“. Über Monate hatten rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Unterstützernetzwerk von Powerhouse Nord Daten und Fakten aus den verschiedensten Bereichen der Energiewirtschaft zusammengetragen, die die Bedeutung der Region für die Energiewende deutlich machen. Etwa, dass hier 40 Prozent des deutschen Seegüterverkehrs abgewickelt werden, von denen wiederum rund 15 Prozent Energieimporte sind. Oder dass hier 30 Prozent des deutschen Wasserstoffs hergestellt werden, oder dass 600 Kilometer an Wasserstoffleitungen neu gebaut und 1.000 Kilometer aus bestehenden Netzen umgewidmet werden.

    In Wilhelmshaven konnten sich die Kongressbesucherinnen- und -besucher in einem Rundgang über die Ergebnisse der Powerzentren informieren – und über die daraus folgenden Schlussfolgerungen und politischen Forderungen: Welche Technologie muss weiter gefördert werden? An welchem Ort sind Investitionen notwendig?

    Diese Ergebnisse werden auch bei der nächsten Veranstaltung von Powerhouse Nord e.V. Thema sein. Im Februar 2025 wird die Initiative in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin auf Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Wirtschaft und Bundespolitik treffen. Im jährlichen Wechsel soll die gleiche Veranstaltung in Brüssel stattfinden. „Dort werden wir die Vorteile der Region Ems-Elbe dezidiert vorstellen“, sagt Reichert. Denn in den deutschen und europäischen Regierungssitzen müsse sich diese Botschaft von der Rolle des Nordwestens noch verbreiten. Anders als beim Kongress in Wilhelmshaven, meint Reichert: „Das war fast wie ein Familientreffen.“

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