Wer bei seiner Heizung vorausschauend plant und alternative Modelle in den Blick nimmt, tut durch den verminderten Verbrauch von Rohstoffen nicht nur der Umwelt Gutes, sondern spart auch Energiekosten. Aber wie finde ich heraus, welche Heizung am besten zu meinen Vorstellungen und Wohnverhältnissen passt? Im Interview spricht Kai-Uwe Metge, Energieexperte bei EWE, über die Vor- und Nachteile von Biomasseheizung, Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk oder Solarthermieanlage für den Privathaushalt.
Herr Metge, wenn ich umrüsten möchte: Welche Argumente sprechen für eine Pelletheizung, eine Form der Biomasseheizungen?
Ihr großer Vorteil ist, dass die Heizungssteuerung wie bei einer ganz normalen Heizung funktioniert – eine Pelletheizung heizt genau dann, wenn die Wärme auch wirklich gebraucht wird. Ihre Handhabung ist etwas aufwendiger als bei der Erdgasheizung, aber dafür ist der Energieträger Holz ein nachwachsender Rohstoff und als Pelletofen im Wohnzimmer auch etwas fürs Auge. Als ökologischer Faktor kommt die niedrige CO2-Belastung dazu. Werden Pellets verbrannt, geben sie das CO2 frei, das beim Wachstum gebunden wurde.
Heize ich mit Pellets also komplett CO2-neutral, besonders bequem und am Ende auch noch günstiger?
Nicht ganz. Bei Herstellung und Transport der Pellets fallen Emissionen an. Preislich bewegen sich Pellets ungefähr auf einer Ebene mit konventionellen Energieträgern wie Öl oder Gas, derzeit sogar etwas darunter. Ihr Vorteil gegenüber Solarenergie ist, dass sie wetterunabhängig funktionieren. Wichtig bei Pellets ist eine sachgemäße Lagerung mit ausreichender Lüftung, da schon beim Lagern der Pellets Kohlenmonoxid freigesetzt wird. Bedenken sollte man auch, dass die Lagerung Platz frisst. Wenn man keinen Keller oder anderen entsprechenden Stauraum hat, kann das ein wesentlicher Faktor sein, sich für ein anderes Heizmodell zu entscheiden. Am Ende müssen Sie außerdem dafür sorgen, dass das Holz im Kaminofen oder im Kessel landet. Letzterer steht üblicherweise im Keller – da wird dann ergänzend ein automatisches Fördersystem nötig, das ebenfalls Platz benötigt. Durch das Anfallen von Asche ist eine Pelletheizung zudem etwas betriebsaufwändiger als zum Beispiel die Erdgasheizung.
Wie läuft das Heizen mit Wärmepumpen?
Wärmepumpen funktionieren in der Regel über Luftwärme-, Bodenwärme- oder Grundwasserwärmetauscher. Sie entziehen der Umgebungsluft, dem Boden oder eben dem Grundwasser Wärme und machen sie für das Zuhause nutzbar. Bodenwärmetauscher und Grundwassersonden werden frostsicher im Boden installiert.
Wann passt solch ein Heizmodell für mich und meine Wohnverhältnisse?
Zunächst einmal braucht es freien Zugang zu einem Grundstück, in dem entsprechende Verlegungen beziehungsweise Bohrungen durchgeführt werden können – das ist bei Neubauten deutlich einfacher als zum Beispiel im Gebäudebestand. Bohrungen für Grundwasserwärmepumpen muss man sich genehmigen lassen. In der Anschaffung sind Wärmepumpen je nach Ausführung eher kostspielig, dafür nutzen sie aber 'unentgeltlich' zur Verfügung stehende Umweltwärme. Die Luftwärmepumpe lässt sich am kostengünstigsten und am einfachsten installieren, hat aber den schlechtesten Wirkungsgrad, da gerade im Winter die Außenluft nun auch sehr kalt werden kann. Wärmepumpen arbeiten jahreszeitenunabhängig, sind aber vom Stromnetz abhängig.
In welchem Fall profitiere ich am meisten von Solarthermie?
Wenn ich besonders ökologisch unterwegs sein will. Genutzt wird schließlich unbegrenzt verfügbare Sonnenenergie. Die CO2-Belastung ist gering – wenn auch nicht bei Null. Sonne ist zwar zu 100 Prozent regenerativ, dafür fallen beim Bau und der Installation der Anlage Emissionen an. Im Sommer kann Solarthermie den Warmwasserbedarf gut abdecken und in den sonstigen Jahreszeiten die Heizanlage unterstützen, vorrangig in den Übergangszeiten, wenn ein entsprechend großer Warmwasserspeicher vorhanden ist. Dafür muss wiederum Platz vorhanden sein. Bei der Einrichtung einer Solarthermieanlage ist der Standort ein wichtiger Faktor – in sonnenreichen Regionen, bei einer Ausrichtung des Daches nach Süden und möglichst keiner Verschattung durch Nachbargebäude oder hohe Bäume funktioniert Solarthermie logischerweise am besten. Gut einsetzbar ist solch eine Anlage in Kombination mit einer Gas- oder Ölheizung, wie sie oft auch in Altbauten zu finden sind.
Hat Solarthermie auch Nachteile?
Ja, ihre Wetterabhängigkeit. In Deutschland kann Solarthermie fürs Heizen eigentlich nur ergänzend eingesetzt werden. Außerdem ist der Installationsaufwand einer Solarthermieanlage recht hoch. Dafür ist sie aber danach ein Selbstläufer mit sehr geringem Betriebsaufwand. Da kann nichts verrußen. Nur die Wärmeträgerflüssigkeit muss regelmäßig geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden.
Alt- oder Neubau: Wie entscheidend ist die Bausubstanz für die Effizienz meiner alternativen Heizung?
Grundsätzlich ist die notwendige Heizleistung bei einem Altbau höher als bei einem Neubau, der in der Regel viel besser gedämmt ist. Bevor man sich für ein großes Um- oder Aufrüsten der Heizung entscheidet, sollte man deshalb immer überlegen, wo man – im Großen und Kleinen – noch an der Dämmung arbeiten kann, um nicht unnötig Energie zu verheizen. Ist das Dachgeschoss beziehungsweise die Kellerdecke ausreichend gedämmt? Sollte ich bei einem Altbau erst mal über eine Fassadendämmung nachdenken? Wem es gelingt, zunächst den Wärmebedarf zu reduzieren, braucht am Ende keine riesige Heizung mehr. Bei der Überprüfung, ob sich eine geplante Energiesparmaßnahme wirklich lohnt beziehungsweise wie sie den Energieverbrauch verändert, hilft der Energiesparrechner.
Gibt es alternative Heizmodelle, auf die ich auch in meiner Eigentumswohnung setzen kann?
Bei einer Eigentumswohnung sind die Möglichkeiten logischerweise eingeschränkt, da man bei größeren Baumaßnahmen zum Beispiel nicht unabhängig von anderen Eigentümern agieren kann. Machbar wäre aber zum Beispiel eine Pelletheizung, die als eine Art Kaminofen innerhalb der eigenen Wohnung installiert wird – immer vorausgesetzt, der Schornsteinfeger hat nach eingängiger Prüfung nichts dagegen. Wissen sollte man, dass ein Ofen mit Pellets nicht komplett geräuscharm heizt. Sein Vorteil ist, dass er nur wenig Asche produziert. Und es ist für die Raumatmosphäre natürlich sehr schön, das Feuer zu sehen. Allerdings stellt sich auch hier die Lager- und CO-Problematik.
Macht im Privathaushalt ein Blockheizkraftwerk Sinn?
Große Modelle sind hier definitiv keine gute Option. Die Wirtschaftlichkeit eines BHKWs – so die gängige Abkürzung – ist abhängig davon, wie regelmäßig und wie viel Wärme ich benötige. Nur dann wird auch Strom produziert, den ich idealerweise komplett selbst nutzen kann. Im Sommer ist der Wärmebedarf aber eher gering. Die Rechnung geht dann nicht auf. Ein sogenanntes, besonders kleines ,Nano-BHKW’ würde im Einfamilienhaus schon eher zum Einsatz kommen. Grundsätzlich gilt aber: Bei technisch eher hohem Aufwand rechnet sich ein Blockheizkraftwerk nur dann, wenn viel Strom und Wärme gleichmäßig genutzt wird.
Kann ich mich bei der Umrüstung auf ein alternatives Heizmodells fördern lassen – in welchem Fall lohnt sich das besonders?
Wann, wo und mit wie viel Geld der private Umstieg auf regeneratives Heizen gefördert wird, ist ein weites und komplexes Feld. Es gibt Förderungen für nahezu alle regenerativen Heizsysteme, aber auch zur Betriebsoptimierung der vorhandenen Heizungsanlage. Die Förderungen können regional unterschiedlich sein, da auch Länder und Gemeinden teilweise Unterstützungen leisten. Für den ersten Überblick empfehle ich einen Fördergeldrechner, zu finden zum Beispiel hier. Er funktioniert bei Neubauten, lässt sich aber auch für den Bestand verwenden.