Kennen Sie noch die Szene aus dem Film „Zurück in die Zukunft 2“? Als Protagonist Marty McFly (Michael J. Fox) auf den Knopf seiner klitschnassen Jacke drückt und diese sich per integriertem Gebläse sekundenschnell selbst trocknet? Der Film kam 1989 in die Kinos, wagte aber einen (augenzwinkernden) Blick ins Jahr 2015. Fünf Jahre später gibt es zwar immer noch keine Jacken mit integriertem Fön, dafür aber eine Reihe von Erfindungen, bei der sich Textil- und Technikbranche zusammengetan haben.
Biometrische Sensoren im Fitness-Shirt
Vor allem im Sportbereich kommen Smart Clothes vereinzelt zum Einsatz. Statt persönliche Werte per Fitnesstracker aufzuzeichnen, setzt etwa der französische Hersteller OMsignal auf ein Shirt, das aus zwei Komponenten besteht: Biometrische Sensoren (natürlich waschmaschinenfest) sind in das Polyestergewebe eingearbeitet, die den Pulsschlag aufzeichnen, zurückgelegte Kilometer und verbrannte Kalorien messen und per (ebenfalls integriertem) Mini-Transponder in die Cloud senden. Der Vorteil – technische Gadgets zum Self-Tracking muss man nicht mehr mit zum Sport nehmen. Wer beim Joggen allerdings gerne Musik oder Podcast hört, ist nach wie vor auf Smartphone oder Fitnessuhr mit integrierter Musikwiedergabe angewiesen.
Smartphone-Akku mit Strom aus der Jacke laden
Feine Sensorik findet man aber auch bereits in Motorradanzügen, die ein integriertes Airbagsystem unterstützen und den Fahrer bei einem Sturz schützen soll. Dieses ersetzt zwar keinen Helm, erspart einem im besten Fall aber so manche Knochenbrüche.
Deutlich alltagstauglicher sind die Solarpanels der niederländischen Designerin Pauline van Dongen, die sie auf der Rückenseite von Jacken eingearbeitet hat. Bei Sonnenschein produzieren die Solarpanels Strom, mit dem man unterwegs etwa das Smartphone in der Jackentasche laden kann.
Smart Clothes: Frühwarnsystem bei Gesundheitsrisiken
Vor allem die Gesundheitsbranche verspricht sich aktuell viel von Smart Clothes, um etwa ältere Risikopatienten besser schützen zu können. Am Fraunhofer Institut arbeitet man aktuell an elektronischen Textilien, die Patienten mit Bluthochdruck oder Herzinfarktgefahr schützen sollen – die eingebaute Sensorik funktioniert als Frühwarnsystem und warnt rechtzeitig vor Situationen, die vielleicht zu anstrengend oder gar lebensbedrohlich sein könnten.
Hier und im Sportbereich sind Smart Clothes aber bislang eine Ausnahme, denn vielen Anwendern fehlt die Flexibilität, die man von klassischen Gadgets kennt: Ein Fitnessarmband muss man nicht waschen und kann man jederzeit wieder benutzen. Wer etwa dreimal die Woche joggen geht, bräuchte wahrscheinlich auch drei smarte Shirts, um jedes Mal die persönlichen Daten aufzeichnen zu können – oder man überstrapaziert die eigene Waschmaschine. Der Einsatz von Sensoren in (Alltags-)Kleidung ist daher aktuell noch eine Spielerei. Je schneller sich die Technik entwickelt, desto massentauglicher könnte sie aber werden. Eine selbsttrocknende Jacke wie aus „Zurück in die Zukunft 2“ dürfte nämlich ein ziemlicher Verkaufsschlager werden.